Johann-Wempe-Preis 2002 - Russel Cannon

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Russel Cannon

Dr. Russell Cannon (geb. 1942), zwischen 1986 und 1996 Direktor des Anglo-Australischen Observatoriums (AAO) Sydney/Coonabarabran, wird dieses Jahr mit der Verleihung des Johann-Wempe-Preises für seine herausragenden Leistungen im Bereich der spektrographischen Himmelsduchmusterung geehrt. Dr. Cannon hat maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des „2-Grad-Instruments“ (2dF), einer komplexen Glasfasertechnik, mit der die Lichtspektren von 400 Punkten gleichzeitig gesammelt und ausgewertet werden koennen. Bevor Dr. Cannon nach Australien ging, war er stellvertretender Direktor des Royal Observatory, Edinburgh, wo er für die photographische Durchmusterung des Südhimmels mit dem 1m Schmidt-Teleskop, ebenfalls in Australien, verantwortlich war.

Der Preis wird zu Ehren des letzten Direktors des Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, Prof. Dr. Johann Wempe (1906-1980), selber Spektroskopiker, verliehen. Der Preisträger wird am 20. September am AIP einen Preisvortrag zum Thema "Die Entwicklung der astronomischen Spektroskopie" halten. Wempe hatte sein Vermögen testamentarisch dem Zentralinstitut für Astrophysik vermacht, um die Lebensbedingungen der Mitarbeiter des Instituts zu verbessern. Der Johann-Wempe-Preis greift auf den verbleibenden Teil jenes Erbes zurück. Russell Cannon wird zusätzlich zu seinem Preisvortrag sich einige Zeit am AIP aufhalten, um wissenschaftliche Diskussionen mit verschiedenen Institutsmitgliedern zu führen und so das wissenschaftliche Leben am Institut zu bereichern. Sein wissenschaftliches Interesse gilt vor allem den galaktischen Kugelsternhaufen, insbesondere der Elementhäufigkeit in ihnen. Dies stellt eine starke Einschränkung der Entstehungsmodelle dar. In diesem Zusammenhang gibt es einen guten Anknüpfungspunkt zu der Arbeitsgruppe "Sternentstehung" unter der Leitung von Dr. Hans Zinnecker, mit der er kooperieren wird.

Die Glasfasertechnik des „2dF“-Instruments erlaubt die simultane Aufnahme von 400 Punkten innerhalb eines Winkels von 2 Grad. Damit wurde es möglich, die Rotverschiebung von einer Viertel Million Galaxien zu messen, zehnmal mehr als vorherige Durchmusterungen. Das AIP verfügt mit dem Potsdamer Multi-Apertur Spektrometer (PMAS), das gerade unter der Leitung von Dr. Martin Roth in Spanien aufgebaut wird, über ein ähnliches Instrument und damit über einen weiteren interessanten Anknüpfungspunkt zu dem australischen Gastwissenschaftler.

Letzte Aktualisierung: 10. November 2021