100 Jahre Sternwarte Babelsberg
Anfang August 1913 zog die 1700 gegründete Berliner Sternwarte – Vorgängerin des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP)– nach Potsdam-Babelsberg. Hundert Jahre später feiert das AIP dieses Jubiläum mit einem großen Sommerfest.
Am Samstag den, 10. August 2013 lädt das Institut von 13 bis 17 Uhr herzlich zur Feier vor der Kulisse der historischen Sternwarte ein. Neben einem bunten Kinderprogramm bieten Führungen durch das Sternwartengebäude und Festreden einen Einblick in die reiche Institutsgeschichte. Live-Musik und ein Grillstand runden den Tag ab.
Der Umzug
Der Umzug der Berliner Sternwarte nach Babelsberg im Jahr 1913 war wohlüberlegt. Die Berliner Nächte hatten sich durch die fortschreitende Urbanisierung als zu hell für astronomische Beobachtungen erwiesen. Unter Karl Herrmann Struve, der seit 1904 Direktor der Berliner Sternwarte war, konkretisierten sich die Pläne zur Umsiedlung rasch. Das Gelände unweit des Babelsberger Schlosses, das noch heute Standort des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam ist, wurde schließlich von Kaiser Wilhelm II. für die astronomische Forschung zur Verfügung gestellt und ist heute Teil des UNESCO Weltkulturerbes „Preußische Schlösser und Gärten“.
Der erste fertiggestellte und bezogene Bau auf dem heutigen AIP-Campus war das Sternwartengebäude mit seinen drei Kuppeln. Die ersten neuen Instrumente folgten im Frühjahr 1914. 1915 konnte dann der 65-cm-Refraktor von Zeiss aufgestellt werden. Die Fertigstellung des 122-cm-Spiegelteleskops zog sich aufgrund des Weltkriegs bis 1924 hin. Noch heute beherbergt das historische Sternwartengebäude zwei Spiegelteleskope in den Neben- und den „Babelsberger Refraktor“ in der Hauptkuppel.
Zur Institutsgeschichte
Unter Struve entwickelte sich die Sternwarte in Babelsberg zu einem der bestausgestatteten Institute in dieser Zeit. Paul Guthnick, späterer Direktor der Sternwarte, führte 1913 mit der lichtelektrischen Photometrie die erste objektive Methode zur Helligkeitsbestimmung von Sternen in die Astronomie ein. Die Weiterentwicklung dieser Methode sowie spektroskopische Arbeiten am 122cm-Spiegel machten die Babelsberger Sternwarte schnell weltweit bekannt.
Nach dem Krieg wurde die Sternwarte ein Institut der Akademie der Wissenschaften der DDR. 1969 wurde es mit dem Astrophysikalischen Observatorium Potsdam auf dem Potsdamer Telegrafenberg, der Sternwarte Sonneberg und dem Karl-Schwarzschild-Observatorium Tautenburg zum Zentralinstitut für Astrophysik zusammengeführt. Das Sonnenobservatorium Einsteinturm und das Observatorium für Solare Radioastronomie kamen später ebenfalls hinzu.
Nach der Wende wurde auf Empfehlung des Wissenschaftsrats das Zentralinstitut für Astrophysik am 31. Dezember 1991 aufgelöst – unmittelbar danach wurde am 1. Januar 1992 das Astrophysikalische Institut Potsdam neugegründet. Als von Bund und Ländern gefördertes Institut ist es seitdem Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. 2011 folgte schließlich die Umbenennung in „Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP)“.
Das AIP heute
Das Forschungsprogramm des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam gliedert sich heute in zwei Hauptrichtungen, die ergänzt werden von einem technologischen Schwerpunkt:
- Kosmische Magnetfelder
- Extragalaktische Astrophysik
- Entwicklung von Forschungsinfrastruktur und -technologie
Im Rahmen von zahlreichen nationalen, europäischen und internationalen Kooperationen forscht das AIP mit derzeit rund 185 Mitarbeitern an der Beantwortung der großen Fragen der Astronomie und entwickelt die dafür benötigten Forschungstechnologien. Bei seiner letzten Evaluierung 2007 wurden dem Institut sehr gute bis exzellente und in einigen Bereichen weltweit führende Forschungsleistungen bescheinigt. Insbesondere im Bereich der Forschungsinfrastruktur wurde mit der Unterstützung von Bund, Land und EU Beachtliches aufgebaut. Dank einer hervorragenden Infrastruktur der Forschungsneubauten Schwarzschildhaus (2000) und Leibnizhaus (2010), baut das AIP Instrumente für die größten Teleskope der Welt und steuert Komponenten für Satelliten der ESA bei.
Das Zentrum für Innovationskompetenz „innoFSPEC“, eine vom BMBF geförderte gemeinschaftliche Einrichtung der Universität Potsdam und des AIP, erforscht technologische Lösungen in der Spektroskopie mit Lichtfasern und verbucht große Erfolge im Bereich des Wissens- und Technologietransfers. Am 8. Juli wurde die Innovationsallianz 3Dsensation, in der innoFSPEC Partner ist, als Sieger im Wettbewerb Zwanzig20 von Bundesministerin Prof. Dr. Wanka ausgezeichnet. Die Auszeichnung sichert dem Projekt 45 Millionen Euro Fördergelder für die nächsten sieben Jahre.