ESO unterzeichnet Vereinbarung für ANDES-Instrument am ELT

Zwei Männer schütteln sich zufrieden die Hände

Roberto Ragazzoni, der Präsident des italienischen Nationalen Instituts für Astrophysik (INAF), und Xavier Barcons, der Generaldirektor der ESO, unterzeichneten eine Vereinbarung über die Entwicklung und den Bau des ANDES-Instruments.

Bild: ESO
5. Juni 2024 //

Die Europäische Südsternwarte (ESO) hat mit einem internationalen Konsortium von Institutionen eine Vereinbarung für den Bau von ANDES, dem ArmazoNes High Dispersion Echelle Spectrograph, für das Extremely Large Telescope (ELT) unterzeichnet. Das Instrument wird nach Anzeichen von Leben auf Exoplaneten suchen, die ersten Sterne identifizieren, Variationen der fundamentalen Konstanten der Physik testen und die Beschleunigung der Expansion des Universums messen. Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) ist an der Entwicklung von ANDES beteiligt und bringt seine Expertise und sein Know-how in das internationale Projekt mit ein.

Die Vereinbarung unterzeichneten Xavier Barcons, Generaldirektor der ESO, und Roberto Ragazzoni, Präsident des italienischen Nationalen Instituts für Astrophysik (INAF), das das ANDES-Konsortium leitet. An der Unterzeichnungszeremonie am Hauptsitz der ESO in Garching, Deutschland, nahmen Vertreter der ESO, des INAF und anderer Konsortiumsmitglieder teil, darunter Vincenzo Fiorentini, wissenschaftlicher Berater an der italienischen Botschaft in Berlin, und Alessandro Marconi, Leiter des ANDES-Projekts.

"Wir freuen uns sehr über den heutigen Tag", sagt Prof. Dr. Klaus Strassmeier vom AIP, der Mitglied des ANDES Executive Board für Deutschland war, "Das Instrument wird helfen, die Atmosphären von erdähnlichen Exoplaneten zu analysieren, um nach Anzeichen von Leben zu suchen. Außerdem wird es mit seinen Daten prüfen, ob sich die physikalischen Grundkonstanten über Zeit und Raum verändern, und es wird die Expansion und Beschleunigung des Universums direkt messen."

ANDES, das früher unter dem Namen HIRES bekannt war, ist ein leistungsstarker Spektrograph, ein Instrument, das Licht in seine einzelnen Wellenlängen aufspaltet, so dass Forschende wichtige Eigenschaften astronomischer Objekte, wie etwa ihre chemische Zusammensetzung, bestimmen können. Geplant mit einer rekordverdächtigen Wellenlängenpräzision im sichtbaren und nahen infraroten Bereich des Lichts und in Kombination mit dem leistungsstarken Spiegelsystem des ELT ebnet es den Weg für Forschungen in zahlreichen Bereichen der Astronomie. Das AIP ist verantwortlich für die Entwicklung und den Bau des optisch-ultravioletten Arms des ANDES-Spektrographen, der ANDES-UBV genannt wird.

"ANDES ist ein Instrument mit einem enormen Potenzial für bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen, die unsere Vorstellung des Universums weit über die kleine Gemeinschaft der Forschenden hinaus beeinflussen können", sagt Marconi. Céline Péroux, Projektwissenschaftlerin des ESO-Teams, das ANDES betreut, fügt hinzu, dass die wissenschaftlichen Möglichkeiten "von der möglichen Entdeckung von Signaturen von Leben in anderen Welten und der Identifizierung der allerersten Generation von Sternen bis hin zur Untersuchung der Veränderungen der fundamentalen Konstanten der Physik" reichen. Prof. Dr. Katja Poppenhäger vom AIP, Mitglied des ANDES Executive Board für Deutschland, ergänzt: „Die Suche nach Biosignaturen auf Planeten außerhalb des Sonnensystems benötigt die enorme Lichtsammelleistung des Extremely Large Telescope.“

ANDES wird detaillierte Untersuchungen der Atmosphären erdähnlicher Exoplaneten durchführen und den Astronomen ermöglichen, nach Anzeichen von Lebensformen zu suchen. Es wird chemische Elemente in weit entfernten Objekten aus dem frühen Universum analysieren und dürfte das erste Instrument sein, das Sterne der Population III, die frühesten Sterne im Universum, erfassen kann. Darüber hinaus werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit den ANDES-Daten prüfen können, ob sich grundlegende physikalische Konstanten mit der Zeit und dem Raum verändern. Die umfangreichen Messdaten werden auch die Beschleunigung und Expansion des Universums erfassen, eines der größten Rätsel unseres Kosmos.

Das ELT der ESO, das derzeit in der Atacama-Wüste im Norden Chiles gebaut wird, wird einen Hauptspiegel mit einem Durchmesser von 39 Metern haben, der aus 798 sechseckigen Segmenten besteht. Das ELT soll bis 2030 in Betrieb genommen werden. Es wird das größte optische Teleskop der Welt sein und eine neue Ära der bodengebundenen Astronomie einläuten. Das ANDES-Projekt wird von einem internationalen Konsortium entwickelt, das sich aus Forschungsinstituten in 13 Ländern zusammensetzt. Diese sind:

Brazil: Board of Stellar Observational Astronomy, Universidade Federal do Rio Grande do Norte, Observatório Nacional.

Canada: Observatoire du Mont-Mégantic and the Trottier Institute for Research on Exoplanets, Université de Montréal. 

Denmark: Instrument Centre for Danish Astrophysics on behalf of Niels Bohr Institute, Aarhus University, Danmarks Tekniske Universitet.

France: Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) on behalf of Observatoire de la Côte d’Azur, Université Côte d’Azur (LAGRANGE), Laboratoire d’Astrophysique de Marseille, Aix-Marseille Université, Centre National d’Etudes Spatiales (LAM), Institut de Recherche en Astrophysique et Planetologie, Université Toulouse III-Paul Sabatier (IRAP),  Institut de Planétologie et d’Astrophysique de Grenoble, Université Grenoble-Alpes (IPAG), Laboratoire Univers et Particules de Montpellier, Université de Montpellier (LUPM), Institut d’Astrophysique de Paris, Sorbonne Université (IAP), Laboratoire de Météorologie Dynamique, Ecole Normale Supérieure, Ecole Polytechnique, Sorbonne Université (LMD).

Germany: Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP), Institut für Astrophysik und Geophysik, Georg-August-Universität Göttingen (IAG), Atmospheric Physics of Exoplanets Department, Max-Planck-Institut für Astronomie Heidelberg (MPIA), Zentrum für Astronomie, Universität Heidelberg (ZAH), Thüringer Landessternwarte Tautenburg (TLS), Hamburger Sternwarte, Universität Hamburg (UHH).

Italy: INAF, Istituto Nazionale di Astrofisica (Lead Technical Institute).

Poland: Nicolaus Copernicus University in Torun.

Portugal: Instituto de Astrofísica e Ciências do Espaço (IA) at Centro de Investigaço em Astronomia/Astrofísica da Universidade do Porto (CAUP), Instituto de Astrofísica e Ciências do Espaço at Faculdade de Ciências da Universidade de Lisboa, Associação para a Investigação e Desenvolvimento de Ciências (FCiências.ID)

Spain: Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC); Consejo Superior de Investigaciones Científicas (CSIC, Spain) on behalf of Instituto de Astrofísica de Andalucía (IAA), Centro de Astrobiología de Madrid (CSIC-INTA).

Sweden: Lund University, Stockholm University, Uppsala University.

Switzerland: Département d’Astronomie, Université de Genève; Weltraumforschung und Planetologie, Physikalisches Institut, Universität Bern.

United Kingdom: Science and Technology Facilities Council, United Kingdom Research and Innovation on behalf of Cavendish Laboratory & Institute of Astronomy, University of Cambridge; UK Astronomy Technology Centre; Institute of Photonics and Quantum Sciences, Heriot-Watt University.

USA: Department of Astronomy, University of Michigan.

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Letzte Aktualisierung: 5. Juni 2024