Erste Ergebnisse der Gaia-Weltraummission

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Bild: ESA/ATG medialab; Hintergrundbild: ESO/S. Brunier
13. September 2016 //

Die Gaia-Mission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) veröffentlichte ihre ersten Ergebnisse am 14. September 2016. Diese erste Datenveröffentlichung umfasst Daten zu den Positionen und Eigenbewegungen von rund zwei Millionen Sternen. Die neuen Messungen ermöglichen, die Milchstraße in unbekannter Detailtiefe und Präzision zu erforschen und werden daher von der astronomischen Forschung mit Spannung erwartet.

Im Jahr 2000 war Gaia als eine der Hauptmissionen der ESA ausgewählt worden, nach 13 Jahren Entwicklung und Konstruktion startete die Mission 2013 von Französisch-Guayana. Nach einer Reise von 1,5 Millionen Kilometern begannen die Messungen 2014. Dabei wurde eine Methode zur Himmelsabtastung eingesetzt, die die Gesamtfläche der Beobachtungen maximieren konnte. Bis heute hat Gaia auf diese Weise mehrere hundert Millionen Sterne erfassen können. Die von Gaia mitgeführten Instrumente ermöglichen astrometrische, photometrische und spektroskopische Messungen.

Zu den vorrangigen Aufgaben der Mission zählt es, die Entfernungen für rund eine Milliarde Sterne über ihre Parallaxe zu bestimmen. Aufgrund atmosphärischer Effekte ist dies von der Erde aus nicht mit hinreichender Genauigkeit durchführbar. Die Gaia-Messungen werden die Genauigkeiten für einige der untersuchten Objekte um bis zu zehn Prozent steigern. Neben Entfernungen, werden auch Positionen, Bewegungen und Helligkeiten gemessen. Die Mission ist nicht auf die Untersuchung stellarer Objekte beschränkt, auch rund 500 Tausend Quasare, die Umlaufbahnen tausender extrasolarer Planeten und noch unbekannte Asteroiden zählen zu den Zielobjekten. Daten dazu werden in einer nächsten Datenveröffentlichung enthalten sein.

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) ist eines von vier Datenzentren, das die Daten der Forschergemeinde und einem breiteren Publikum zur Verfügung stellt. Unter gaia.aip.de macht das AIP die Daten über eine intuitiv erfassbare Benutzeroberfläche zugänglich.

Die ersten Gaia-Ergebnisse werden zudem für eines der Hauptprojekte des AIP genutzt: der RAVE-Durchmusterung. RAVE wird die Messergebnisse von Gaia durch die Ergänzung stellarer Radialgeschwindigkeiten komplementieren – eine Komponente, die durch das Gaia DR1 nicht abgedeckt wird. Die Veröffentlichung der RAVE-Daten folgt zeitnah am Montag der kommenden Woche.

Wissenschaftlicher Kontakt: Dr. Harry Enke, henke@aip.de

Pressekontakt: Kerstin Mork, 0331 7499-803, presse@aip.de

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Letzte Aktualisierung: 16. August 2022