Nature Letter zu RR Lyrae Sternen als Entfernungsindikatoren

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Künstlerische Darstellung des Doppelsternsystems.

Bild: Janusz Bogucki
5. April 2012 //

Astronomen finden einen neuen Typ eines veränderlichen Sterns im Doppelsternsystem.

RR Lyrae Sterne bezeichnen eine Klasse sehr heller, pulsierender Sterne, die durch ihre typischen Eigenschaften Entfernungsindikatoren für die Vermessung weit entfernter Galaxien sind. Je genauer die Merkmale von RR Lyrae Sternen bekannt sind, desto exakter sind solche Entfernungsmessungen möglich. Die kürzliche Entdeckung eines RR Lyrae Sterns in einem Doppelsternsystem ließ ein internationales Team von Astronomen daher auf eine deutliche Verbesserung der extragalaktischen Entfernungsskala hoffen. Denn in einem Doppelsternsystem lassen sich durch die Beobachtung der Bahnbewegungen die Masse und die Entfernung eines Sterns sehr genau bestimmen. Zu ihrer Überraschung stellten die Astronomen jedoch fest, dass die Masse des Sterns nur halb so groß wie erwartet ist. Es handelt sich nicht um einen RR Lyrae Stern, sondern um eine neue Art eines pulsierenden, variablen Sterns, der bereits einen großen Teil seiner Masse an seinen Begleiter im Doppelsternsystem verloren hat. Das Auftreten solcher Konstellationen, die zu möglichen Fehlklassifizierungen von RR Lyrae Sternen führen, ist nach weiteren Untersuchungen der Forscher jedoch extrem selten, so dass Entfernungsmessungen mit RR Lyrae Sterne weiterhin ihre Gültigkeit behalten.

Jesper Storm (AIP) ist Mitglied des internationalen Forscherteams und Koautor der Publikation in Nature. Er beschäftigt sich seit Jahren mit pulsationsveränderlichen Sternen als Entfernungsindikatoren.

Weitere Informationen

Originalpublikation

Pietrzyński, G., Thompson, I., Gieren, W. et al. RR-Lyrae-type pulsations from a 0.26-solar-mass star in a binary system. Nature 484, 75–77 (2012).

DOI: https://doi.org/10.1038/nature10966

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Letzte Aktualisierung: 19. Oktober 2022