Die dunkle Seite des Lichts

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Mal hell, mal dunkel: Wolken über dem Glacier National Park in Montana (USA) erscheinen nur als schwarze Silhouetten vor dem natürlichen Sternenhimmel und machen die Nächte dunkler (li.). Über Großstädten wie Berlin (re.) reflektieren Wolken hingegen das vom Boden abgestrahlte Licht und machen die Nächte hell.

Bild: Ray Stinson & Christopher Kyba
12. Februar 2015 //

Wissenschaftler aus so unterschiedlichen Disziplinen wie Gewässerökologie, Arbeitsforschung, Regionalentwicklung, Wildtierforschung und Astronomie haben sich im Forschungsverbund „Verlust der Nacht“ der Leibniz-Gemeinschaft zusammengeschlossen. Ziel des interdisziplinären Projekts ist es, die Auswirkungen der „Lichtverschmutzung“, also der zunehmenden künstlichen Beleuchtung in unserer Umgebung, auf Mensch und Natur zu benennen und mögliche Lösungsansätze zu entwickeln.

Für die Astronomie bedeutet die Aufhellung des Sternenhimmels durch künstliches Licht, dass eine optische Beobachtung in Ballungsräumen kaum mehr möglich ist. Axel Schwope, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP): „Die professionelle Astronomie hat sich schon lange in die entlegensten Gebiete der Erde zurückgezogen, den Stadtmenschen wird der Sternenhimmel fremd. Das Erlebnis, das Band der Milchstraße mit eigenen Augen zu sehen, ist heute oft nur noch im Urlaub, nicht aber vor der eigenen Haustür möglich.“

In einer am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) entstandenen und jetzt in Scientific Reports veröffentlichten Studie des Physikers Christopher Kyba zeigt dieser anhand von weltweit verteilten Messstationen auf, wie stark künstliches Licht den Nachthimmel aufhellen kann.

Die Astronomische Gesellschaft als Dachverband der deutschen Astronomie hat im Herbst 2014 eine Kommission zum Thema „Lichtverschmutzung“ gegründet, um dem Thema eine breitere öffentliche Wahrnehmung zu verschaffen. Die International Astronomical Union (IAU) hat sich dem Thema Energieeffizienz und Lichtverschmutzung im laufenden Internationalen Jahr des Lichts 2015 besonders verpflichtet.

Publikation: Kyba C.C.M. et al. (2015): Worldwide variations in artificial skyglow. Scientific Reports 5: 8409.

Weiterführende Links:

Wissenschaftlicher Kontakt: Dr. Axel Schwope, aschwope@aip.de, 0331-7499 232

Pressekontakt: Kerstin Mork, presse@aip.de, 0331-7499 469

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Letzte Aktualisierung: 13. Oktober 2022