Virtuelle Vorträge: Babelsberger Sternennacht am 21. November 2024

Viele farbige Sterne in einer kugelförmigen Anordnung

Der Sternhaufen Omega Centauri ist der Überrest einer Zwerggalaxie der Milchstraße. In ihrem Zentrum befindet sich das erste bestätigte Schwarze Loch mittlerer Masse.

Bild: ESA/Hubble & NASA, M. Häberle (MPIA)
20. November 2024 //

Für die nächste virtuelle Babelsberger Sternennacht des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) gibt es gleich zwei Vorträge: „Wie Galaxien das Modell der Dunklen Materie herausfordern“ von Dr. Marcel Pawlowski und „Intermediate mass black holes – the missing piece“ von Dr. Nikolay Kacharov. Sie werden ab Donnerstag, den 21. November, auf den YouTube-Kanälen „Urknall, Weltall und das Leben“ und „videowissen“ ausgestrahlt.

Am Donnerstag , 21. November 2024, um 20 Uhr erscheinen die nächsten virtuellen Vorträge aus der Reihe der Babelsberger Sternennächte. Dr. Marcel Pawlowski, Leiter einer Leibniz Junior Research Group am AIP, erklärt in seinem Vortrag auf dem YouTube-Kanal „Urknall, Weltall und das Leben“, „Wie Galaxien das Modell der Dunklen Materie herausfordern“. Große Galaxien wie unsere Milchstraße sind von zahlreichen kleineren Satellitengalaxien, umgeben. Während Beobachtungen nur eine begrenzte Anzahl dieser kleinen Begleiter zeigen, sagen Simulationen der Kalten Dunklen Materie viel mehr solcher Galaxien voraus. Dieses Missverhältnis wurde als das Problem der fehlenden Satellitengalaxien bekannt. Es stellt seit nunmehr 25 Jahren eine Herausforderung für unser Verständnis der kosmologischen Strukturbildung dar. Eine Lösung bieten moderne kosmologische Simulationen, die neben der Gravitation auch die baryonische Physik wie die Entstehung von Sternen und das Feedback von Supernovaexplosionen berücksichtigen. Sie zeigen, dass viele der vorhergesagten Dunkle-Materie-Subhalos keine sichtbaren Satellitengalaxien beherbergen müssen. Zudem werden immer kleinere und lichtschwächere Satellitengalaxien entdeckt. Neueste Ergebnisse der Forschung deuten jedoch darauf hin, dass die Forschenden beim Lösen des Problems der fehlenden Satellitengalaxien womöglich über das Ziel hinausgeschossen sind: Stehen wir nun vor einem „Problem der überzähligen Satellitengalaxien“?

Der zweite Vortrag erscheint parallel dazu auf dem YouTube-Kanal „videowissen“ in englischer Sprache. Darin stellt Dr. Nikolay Kacharov, Wissenschaftler am AIP, den ersten zuverlässigen Nachweis eines Schwarzen Lochs mittlerer Masse vor. „Leichte“ Schwarze Löcher mit stellaren Massen entstehen bei der Explosion massereicher Sterne als Supernovae. Die meisten Galaxien, einschließlich unserer eigenen Milchstraße, beherbergen in ihrem Zentrum supermassereiche Schwarze Löcher, die in der Regel um viele Größenordnungen schwerer sind als die Schwarzen Löcher mit stellarer Masse. Doch wie entstehen diese supermassereichen Schwarzen Löcher? Alle möglichen Szenarien sagen dazu die Existenz von Schwarzen Löchern mit einer mittleren Masse voraus. Trotz jahrelanger Suche und vielversprechender Kandidaten hat sich der zuverlässige Nachweis eines solchen Schwarzen Lochs mittlerer Masse als sehr schwierig erwiesen. Dies ist nun kürzlich gelungen: Ein internationales Forschungsteam fand mit Hilfe von aktuellen und archivierten Beobachtungsdaten des Hubble-Weltraumteleskops ein Schwarzes Loch mittlerer Masse im Zentrum des Sternhaufens Omega Centauri.

In der Regel jeweils am 3. Donnerstag des Monats ab 19 oder 20 Uhr sind die Vorträge der Babelsberger Sternennächte unter

https://www.aip.de/babelsberger-sternennaechte

bzw. über den YouTube-Kanal Urknall, Weltall und das Leben und videowissen verfügbar und können im Anschluss jederzeit abgerufen werden.

Mehr zum Thema Satellitengalaxien und Dunkler Materie gibt es auch in Marcel Pawlowskis neuem Buch: „Von tanzenden Galaxien, Dunkler Materie, und anderen kosmischen Rätseln“ (FBV, 304 Seiten, ISBN: 978-3-95972-788-4).

Weitere Informationen zu Satellitengalaxien, Dunkler Materie, Computersimulationen und mehr gibt es auch in den Experten-Interviews zum IAU Symposium 379: https://www.aip.de/de/pr/iaus-379-interview-videos/

Mehr zum Schwarzen Loch in Omega Centauri:
https://www.aip.de/de/news/black-hole-omega-centauri/

Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Die Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der Sterne, Sonne und Exoplaneten sowie der extragalaktischen Astrophysik. Einen wesentlichen Anteil bildet die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Letzte Aktualisierung: 20. November 2024