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last change 2008 April 10, R. Arlt
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Platz vor der Erlöserkirche in Potsdam-West nach ehemaligem Mitarbeiter des AIP benannt

Rudolf Tschäpe hat nach seinem Physikstudium in Jena (und nach kurzer Zeit in der Sternwarte Sonneberg) am Zentralinstitut für Astrophysik in Potsdam an theoretischen Problemen zur Supernova-Entstehung und zur Struktur von Akkretionsscheiben gearbeitet und im Jahr 1987 promoviert ("Berechnung des Gravitationspotentials nichtsphärischer Masseverteilungen"). Spätere Arbeiten behandeln die Gravitationsinstabiltät in Scheiben und die Korrelation der Lithiumhäufigkeit mit der stellaren Rotationsdauer in jungen Sternhaufen. Zuletzt hat er mit Kollegen Photoplatten aus dem Sonneberger Archiv bis zurük ins Jahr 1940 ausgewertet, um möglichst langdauernde stellare Aktivitätszyklen zu finden.

Daneben hat er zahllose Projekte zur Begegnung von Kunst und Wissenschaft am Astrophysikalischen Observatorium Potsdam initiiert und organisiert. Das Institut war landesweit bekannt fuer seine kulturelle Eigenständigkeit. Legendär in der DDR-Kunstszene ist die Ausstellung des späteren (stellv.) Präsidenten der Akademie der Künste, des Bildhauers Wieland Förster, in der Kuppel des Großen Refraktors auf dem Telegrafenberg gewesen. Nie wieder sind sich Mitarbeiter beider Akademien so nahe gekommen wie bei dieser Ausstellung. Als Denkmal für dieses Zusammentreffen kann die Skulptur "Nike 89" angesehen werden, die der von Rudolf Tschäpe gegründete Verein "Lindenstraße 54" im Jahre 1999 auf der Potsdamer Seite der Glienicker Brücke aufgestellt hat. Der erhoffte Verbleib der spektakulären Großen Neeberger Figur nach der Ausstellung auf dem Telegrafenberg war 1974 von Leitungskräften verhindert worden.

Rudolf Tschäpe hat sich wegen seiner politischen Haltung in der DDR unter ständiger Beobachtung befunden. Trotzdem ist es ihm zusammen mit Reinhard Meinel, einem anderen Mitarbeiter des Zentralinstitutes, gelungen, bei einem geheimen Treffen am 9. September 1989 in Grünheide bei Berlin den Gründungsaufruf "Die Zeit ist reif" des NEUEN FORUM mitzuformulieren und zu unterzeichnen. Beide haben in der Folgezeit die politische Entwicklung in Potsdam bis zu den Wahlen des Jahres 1990 führend mitbestimmt. Rudolf Tschäpe gehörte der ersten freigewählten Stadtverordnetenversammlung an. Zusammen mit Mitstreitern wie Bärbel Bohley und Marianne Birthler hat er für sein Engagement zur Einführung der Demokratie in Ostdeutschland am 8.10.1995 das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Als Mitbegründer des NEUEN FORUMS erhielt er im Jahre 2000 den Nationalpreis u.a. mit Prof. Jens Reich (der 1990 vom Zentralinstitut fuer Astrophysik ohne Erfolg zum neuen Präsidenten der damaligen Akademie der Wissenschaften vorgeschlagen worden war) erhalten. Rudolf Tschäpe ist am 14.4. 2002 nach langer Krankheit im Alter von 58 Jahren kurz vor Fertigstellung seines neuen Wohnhauses in Ferch verstorben.

 

Ansprechpartner
Prof. Günther Rüdiger
Astrophysikalisches Institut Potsdam
An der Sternwarte 16
(0331) 7499 512

 

[Magnetohydrodynamik]

[Astrophysikalisches Institut Potsdam]

 

Dr. Rudolf Tschäpe (1943 - 2002).
 


Glienicker Brücke mit "Nike 89" rechts im Jahre 2003.
 

 
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